Hofmeister, Friedrich

This article is reproduced from Die Musik in Geschichte und Gegenwart by kind permission of Bärenreiter-Verlag, Kassel. Click here for an English translation by Liz Robinson.

*24. Jan. 1782 in Strehla bei Riesa (Elbe), †30. Sept. 1864 in Reudnitz bei Leipzig, Musikverleger. Frühzeitig verwaist, erhielt Hofmeister seine Schulbildung in Leipzig und trat 1797 als Lehrling bei Breitkopf & Härtel ein. Im Jan. 1801 wurde er Gehilfe im neugegründeten Bureau de musique von F. A. Hoffmeister und A. Kühnel, ging 1802 nach Riesa, wo er als Kolonialwarenhändler arbeitete, kehrte 1805 nach Leipzig zurück und trat im Juni 1806 erneut bei Kühnel, diesmal als Buchhalter, ein. Bereits am 19. März 1807 begründete Hofmeister einen Musikverlag mit Leihanstalt, der sich mit seinem eigenständigen Profil gegen die ortsansässige Konkurrenz behaupten konnte und der in Familienbesitz bis heute besteht. Hofmeister, der sich in seiner Freizeit mit naturwissenschaftlichen Fragen beschäftigte (er verlegte auch Schriften aus diesem Bereich) und dessen Wohnhaus in Reudnitz mit botanischem Garten Treffpunkt eines wissenschaftlich und künstlerisch tätigen Freundeskreises (u.a. Gustav Freytag, Salomon Hirzel, Heinrich von Treitschke) wurde, war intensiv bestrebt, die Grundstrukturen seines Gewerbezweigs zu verbessern. So übernahm er 1819 von Carl Friedrich Whistling das Handbuch der musikalischen Litteratur als erste umfassende Musikbibliographie und war einer derjenigen, die das Zustandekommen der Konvention der deutschen Musikverleger gegen den Nachdruck vom 23. Mai 1829 (ergänzt am 12. Mai 1830) maßgeblich betrieben hatten; als Sekretär der Vereinigung wirkte Hofmeister von 1829 bis 1852. Im gleichen Jahr übergab er den Verlag seinen Söhnen Adolph (1802-1870) und Wilhelm (aus zweiter Ehe, 1824-1877, seit 1863 Lehrstuhlinhaber für Botanik in Heidelberg, später Tübingen), die bereits seit langem an der Führung des Unternehmens beteiligt waren; den naturwissenschaftlichen Verlag erhielt sein Schwiegersohn Ambrosius Abel. Von 1877 bis 1905 leitete der ehemalige Prokurist Albert Röthing den Musikverlag, anschließend Carl Wilhelm Günther (1878-1956, ein Enkel Wilhelm Hofmeisters), der 1952 nach Frankfurt am Main übersiedelte. In Leipzig bestand seit 1952 der VEB Friedrich Hofmeister Musikverlag. 1956 übernahm Günthers Witwe Eva die Leitung des Frankfurter Hauses, später gemeinsam mit ihrem Adoptivsohn Karlheinz Schwarze, der seit ihrem Tod (1964) alleiniger Inhaber war und den Firmensitz nach Hofheim/Taunus verlegte. Nach der Restitution der Leipziger Firma an Schwarze (1992) kehrte der Verlag an den Gründungsort zurück (1996); alleinige Inhaberin ist seit 2002 Stefanie Schwarze.

Hofmeister erwarb u.a. die Verlage Whistling in Leipzig (1829), Laue und Christiani in Berlin (1832 bzw. 1840) sowie Brüggemann in Halberstadt (1832). In neuerer Zeit gingen die Rechte zahlreicher Verlagswerke von Ernst Challier und Carl Merseburger an Hofmeister über.

Schriften

I. Spezielle Verzeichnisse

  • >Thematisches Verzeichniss der Compositionen für Instrumentalmusik welche von den berühmtesten Tonsetzern unsersers [sic] Zeitalters erschienen sind. Seitenstück zu dem Handbuche der musikal. Literatur. 1s Heft Louis van Beethoven, Lpz. 1819 (mehr nicht ersch.).
  • Thematisches Verzeichniss von CLXXII vorzüglichen Sinfonien und Ouverturen für Orchester welche von berühmten Tonsetzern unseres Zeitalters gedruckt erschienen sind, ebd. 1831

II. Bibliographien

Handbuch der musikalischen Litteratur [seit 1821: Literatur] oder Allgemeines systematisch geordnetes Verzeichniss gedruckter Musikalien auch musikalischer Schriften, mit Anzeige der Verleger und Preise, 2. bis 8. Nachtrag, Lpz. 1819-1825 (jeweils mit Vorrede Hofmeisters; die 1. Aufl. [1817] sowie die Nachträge 1, 9 und 10 wurden von C. Fr. Whistling herausgegeben, der auch unter Hofmeister die Redaktion innehatte); Repr. hrsg. von N. Ratliff 1975 (s. Lit.); A. Hofmeister gab das Werk ab dem 2. Erg.Bd. zur 2. Aufl. (1834) im Verlag des Vaters heraus sowie seit 1834 den von Whistling 1829 begründeten Musikalisch-literarischen Monatsbericht neuer Musikalien, musikalischer Schriften und Abbildungen

Hofmeisters Name wird identifiziert mit der konsequenten, systematischen und vollständigen Bibliographie musikalischer Werke (selbst solcher, deren Preis „auch nur 4 Groschen oder geringer angesezt wäre“; Vorrede zum 2. Nachtrag, 1819, S. [III]); die von ihm geschaffenen Grundlagen sind bis in die Gegenwart hinein von Bedeutung, indem sie im Bewußtsein die Notwendigkeit musikbibliographischer Arbeiten verankerten. Auch in den Jahren, in denen er nicht als Herausgeber und Verleger des Handbuchs fungierte, unterstützte er, später gemeinsam mit seinem Sohn Adolph, die Arbeit nachdrücklich (Whistling spricht in der Vorrede zur 2. Aufl., S. VII, vom „fortwährenden Beistand der Herren Hofmeister“). Adolph Hofmeister übernahm das Werk im Jahre 1834 und setzte es im Sinne seines Vaters und Whistlings fort (zur weiteren Entwicklung vgl. Tradition und Gegenwart, 1957, S. 37-39).

Der Anteil Friedrich Hofmeisters am Zustandekommen der Vereinbarungen der deutschen Musikverleger aus den Jahren 1829 und 1830 war zweifellos nicht unerheblich. Bereits 1823 hatte er angesichts des immer weiter um sich greifenden Nachdrucks fremden Verlagseigentums ein „freiwilliges, stillschweigendes Uibereinkommen Aller“ vorgeschlagen (Handbuch, 6. Nachtrag von 1823, Vorrede, S. IV-V), doch war es allen voran A. M. Schlesinger, der von Berlin aus die Leipziger Verlage, unter ihnen insb. C. F. Peters, zum Handeln aufforderte (vgl. A. Beer 2000, S. 67f.); als langjähriger Sekretär der Vereinigung hat sich Hofmeister bleibende Verdienste um das Musikverlagswesen erworben.

Den Schwerpunkt des Verlagsprogramms bildeten von Beginn an Klavier- und Gitarrenmusik sowie Lieder und Unterrichtsliteratur. Neben Werken der seinerzeit namhaftesten Komponisten veröffentlichte Hofmeister auch solche junger, noch wenig bekannter Autoren. Es erschienen Originalausgaben u.a. von H. Marschner (fast das gesamte kompositorische Schaffen), R. Schumann (op. 3-5, 7, 10, 105), Cl. Wieck (op. 1-7), F. Mendelssohn Bartholdy (op. 12), C. M. von Weber (op. 10), weiterhin von C. Czerny, A. B. Fürstenau, A. Henselt, Th. Kirchner, Fr. Liszt, C. Löwe, A. Methfessel, B. Romberg, Joh. Chr. Fr. Schneider. Zu den wichtigsten Veröffentlichungen der späteren Zeit zählen die 2. Symphonie G. Mahlers (1897) sowie Hans Breuers Zupfgeigenhansl (1909). Gegenwärtig (2002) erscheinen innerhalb eines umfangreichen Verlagsprogramms u.a. neben quellenkritischen Erst- und Neuausgaben auch didaktische Titel, Spielmusik, Chorliteratur, zunehmend Werke zeitgenössischer Komponisten sowie Buchreihen. Ein vollständiges Verlagsverzeichnis für das 19. Jh. bereitet Hans Rheinfurth vor.

Dokumente

D-LEsta, Bestand Musikverlag Friedrich Hofmeister (Archivmaterial 1800 bis 1923, Schwerpunkt 1830-1850; vgl. auch Beer 2000, S. 486)

Literatur (Auswahl)

  • Tradition und Gegenwart, Fs. zum 150jährigen Bestehen des Musikverlages Friedrich Hofmeister, Lpz. 1957.
  • H.-M. PLESSKE, Bibliographie des Schrifttums zur Gesch. deutscher und österreichischer Musikverlage, in: Beiträge zur Gesch. des Buchwesens 3, 1968, 135-232, hier: 178f. (weitere Lit.).
  • R. ELVERS/C. HOPKINSON, A Survey of the Music Catalogues of Whistling and Hofmeister, in: FAM 19, 1972, 1-7.
  • N. RATLIFF, Handbuch der musikalischen Litteratur: a Reprint of the 1817 Edition and the Ten Supplements, 1817-1827, N.Y. 1975.
  • D. W. KRUMMEL, The Beginnings of Current National Bibliography for German Music, in: Fs. R. S. Hill, hrsg. von C. S. Bradley, Detroit 1987, 307-329.
  • L. WEINHOLD/A. WEINMANN, Kataloge von Musikverlegern und Musikalienhändlern im deutschsprachigen Raum 1700-1850, Kassel u.a. 1995, 51f.
  • T. WIDMAIER, Der dt. Musikalienleihhandel. Funktion, Bedeutung und Topographie einer Form gewerblicher Musikdistribution vom späten 18. bis zum frühen 20. Jh., Saabrücken 1998.
  • A. BEER, Musik zwischen Komponist, Verlag und Publikum, Tutzing 2000.
  • FR. KAWOHL, Urheberrecht der Musik in Preußen (1820-1840), ebd. 2002

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